Die Tyrus-Prophezeiung

Die Tyrus-Prophezeiung
Über die Erfüllung biblischer Vorhersagen

Man nannte sie Königin der See. Sie brüstete sich damit, die maritime Navigation erfunden zu haben. Die Rede ist von Tyrus, einer märchenhaft schönen und reichen phönizischen Hafenstadt am östlichen Mittelmeer, dort, wo heute der Libanon liegt. Die Stadt lag auf einer Felseninsel unmittelbar vor der Küste. Ihre Mauern sollen 50 cm dick und 50 m hoch gewesen sein. Auf dem nahen Festland hatte sie einen Vorort. Er hieß eigentlich Uschu, wurde aber oft auch als Teil von Tyrus bezeichnet. Die stolzen Bewohner von Tyrus hielten ihre Stadt für uneinnehmbar. Wenn ein Feind in die Nähe der Vorstadt kam, flüchteten sie hinter die Mauern der Felsenstadt im Meer.

Dennoch kam der babylonische König Nebukadnezar mit seinem Heer, belagerte die Stadt 13 Jahre lang und besiegte sie schließlich. Das war von 586 bis 573 v. Chr. Noch schlimmer erging es Tyrus 250 Jahre später. Im Jahr 332 v. Chr. kam nämlich Alexander der Große (356-323 v. Chr.) in diese Gegend, als er auf seinen Eroberungszügen gerade auf dem Weg nach Ägypten war. Er zerstörte zunächst den nicht befestigten Festland- Teil der Stadt. Dann benutzte er die Steine und sonstigen Baumaterialien der abgetragenen Häuser, um einen Damm zur Insel zu bauen. Und dann geschah das, was die Bewohner der Stadt immer für unmöglich gehalten hatten: Tyrus wurde nach einer nur siebenmonatigen Belagerung eingenommen, geplündert und zerstört.

Während von Alexanders Heer nur 400 Soldaten starben, kamen 7.000 Bewohner der Stadt ums Leben. Weitere 30.000 wurden nach Griechenland in die Sklaverei verkauft. Alles, was einst diese Hochzivilisation ausgemacht hatte, wurde ins Meer gefegt. Nichts, aber auch gar nichts blieb übrig von Tyrus, der Stadt auf dem Felsen im Meer. Dort, wo einst die Villen und Paläste standen, trocknen heute Fischer ihre Netze. Lediglich eine Halbinsel mit ein paar flachen nackten Felsen, die kaum aus dem Wasser ragen, scheint den Ort zu markieren, an dem einst das stolze Tyrus lag. Aber genau scheint das niemand zu wissen. Die Stadt wurde auch nie wieder aufgebaut.

Was hatte zu dieser radikalen Vernichtung geführt? Warum schlug Alexander so erbarmungslos zu? Eine natürliche Erklärung ist schnell gefunden. Ende 331 v. Chr. hatte Alexander gerade die 20 km nördlich von Tyrus gelegene Stadt Sidon besiegt. Als er sich jetzt Tyrus näherte, schickte ihm die Stadt einen Gesandten mit einem Friedensangebot entgegen. Die Stadt stünde dem Feldherrn und seinen Soldaten zur Verfügung, hieß es. Als jedoch Alexander von diesem Angebot Gebrauch machen und am Altar des griechischen Gottes Herakles opfern wollte, wurde ihm der Zutritt verweigert. Mehr noch: Als Alexander einen Botschafter schickte, um die Stadtregierung zum Einlenken zu bringen, wurde dieser ermordet und über die Stadtmauer ins Meer geworfen. So sicher fühlte man sich hinter den Mauern.

Die Ermordung des Botschafters verärgerte Alexander und verbitterte seine Soldaten so sehr, dass sie in ihrem Kampf gegen die Stadt und ihre Bewohner keine Gnade kannten. Das ist die offizielle und offensichtliche Erklärung für die Zerstörung, ja, für das völlige Verschwinden dieser einst so mächtigen und schönen Stadt.

Es gibt jedoch noch eine andere Erklärung. Sie liegt auf einer anderen Ebene. Im 7. Jahrhundert v. Chr. hatten die Bürger der Stadt Tyrus wiederholt jüdische Kinder gefangen und nach Griechenland in die Sklaverei verkauft. Und als Jerusalem einige Jahrzehnte später (ca. 607 v. Chr.) durch Babylon erobert wurde, freute sich Tyrus über dieses Ereignis und hoffte, daraus einen wirtschaftlichen Nutzen ziehen zu können. Damit attackierten sie Gott, denn Israel war sein Volk. Deshalb beschloss der Allmächtige eine Bestrafung der Stadt und ihrer Bürger – allerdings nicht, ohne dies vorher anzukündigen: „Und ihr aus Tyrus und Sidon …“, ließ er durch seinen Propheten Joel verkünden, „mein Silber und Gold habt ihr genommen und meine schönen Kleinode in eure Tempel gebracht; dazu habt ihr auch die Leute von Juda und Jerusalem den Griechen verkauft … Siehe, ich will sie kommen lassen aus dem Ort, wohin ihr sie verkauft habt, und will‘s euch heimzahlen auf euren Kopf …“ Und durch den Propheten Hesekiel ließ Gott verkünden: „Weil Tyrus über Jerusalem sagt: ‚Haha! Zerbrochen ist das Tor der Völker; es fällt mir zu; ich werde erfüllt, sie ist verwüstet!‘; darum, so spricht der Herr, HERR: Siehe, ich will an dich, Tyrus! Und ich werde viele Nationen gegen dich heraufführen, wie das Meer seine Wellen heraufführt. Und sie werden die Mauern von Tyrus zerstören und seine Türme abbrechen; und ich werde seine Erde von ihm wegfegen und es zum kahlen Felsen machen. Ein Trockenplatz für Netze soll es werden mitten im Meer … Siehe, ich lasse Nebukadnezar, den König von Babel, … über Tyrus kommen … Und er wird Belagerungstürme gegen dich aufstellen und einen Belagerungswall gegen dich aufschütten … Und sie werden dein Vermögen rauben und deinen Handelsgewinn plündern und deine Mauern abbrechen und deine prächtigen Häuser niederreißen; und deine Steine und dein Holz und deinen Schutt werden sie mitten ins Wasser schütten … Und ich werde dich zum kahlen Felsen machen; ein Trockenplatz für Netze sollst du werden, du wirst nicht wieder aufgebaut werden … Wie bist du verloren gegangen, vom Meer verschwunden, du berühmte Stadt, die mächtig auf dem Meer war, sie und ihre Bewohner … Du wirst gesucht, aber nicht wiedergefunden werden für ewig, spricht der Herr, HERR …“...

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